Menschen sind komplexe primitive Wesen. Obwohl wir über die Jahre immer komplexere soziale Strukturen ausgebildet haben schlummert in diesem fortgeschrittenen Geflecht an Entscheidungen und Gedanken noch immer die grundlegenden Instinkte.

Diese Instinkte sind primär auf Überleben getrimmt und wurden durch das Konzept der Evolution geformt. So konnten jene Menschen ihre genetischen Informationen weitergeben, die sich als besonders überlebensfähig erwiesen haben. Das sind vor allem die Fähigkeiten zur Erkennung von Gefahren, zum Finden von Nahrung und zur Fortpflanzung.

Daraus entwickeln sich Wünsche und Ängste, die aus rationaler Sicht absurd oder übertrieben erscheinen, auf einer emotionalen Ebene jedoch sehr real werden. Eine Angst vor Spinnen oder Schlangen war ein notwendiger Instinkt, um uns vor potentiellen Gefahren in der Wildnis zu beschützen.

In der gleichen Weise entstand unsere Präferenz für Nahrungsmittel. In einer Zeit in der ein Großteil des Tages durch die Suche nach Nahrungsmitteln belegt war und lange Strecken ohne diese überwunden werden mussten entstand die Notwendigkeit nach einem Mechanismus, der das ermöglichte. Biologisch ist das die Speicherung von Zucker als Fettreserve, die dann wieder abgerufen werden kann. Weitergehend mussten besonders energiereiche Lebensmittel in besonderer Weise belohnt werden. So entstand unsere Vorliebe für fettige und süße Lebensmittel.

Dieser Mechanismus setzt sich auch in der heutigen Überflussgesellschaft fort. Obgleich Zucker und Fett in großen Massen günstig verfügbar sind belohnt uns unser primitives System weiterhin für den Konsum dieser. So sehr, dass es viel zu leicht ist der Versuchung von Pommes, Waffeln oder einem Banensplit zu erliegen. Die Konsequenz daraus ist eine Gesellschaft, die fortwährend zunimmt und zusehends ungesünder wird.

Gleichzeitig wissen wir aber, dass die Ernährung, die uns besonders Spaß macht nicht diejenige ist, die zu einer langfristig gesunden und nachhaltigen Lebensweise beiträgt. Im Zuge dessen gibt es eine objektive Betrachtung von Ernährung. Verschiedene Webseiten, Blogs und Kochbücher bringen uns nahe welche Alternativen es gibt. Lebensmittel sind mit Nährwertangaben versehen, die uns über die Qualität der Lebensmittel aufklären. So können wir, wenn wir es wollen, eine informierte Entscheidung bezüglich unserer Ernährung treffen.

So scheinen wir also zumindest bezogen auf unsere Ernährung eine klare Trennung zwischen dem zu ziehen, was wir wollen und was gut für uns ist. Interessanterweise übertragen wir diese Denkweise nicht auf andere Aspekte unseres Lebens. So auch nicht auf unsere Partnerwahl.

Denn das Konzept von Attraktivität und folglich auch von Liebe ist letztlich auch ein Überbleibsel unseres komplexen aber primitiven Verstands, welches auf Bindung und Fortpflanzung getrimmt ist. Darauf hat die Evolution optimiert. Es ist darauf aus uns für Merkmale zu belohnen, die damals den größten Erfolg versprochen haben. So entstehen unterbewusst Ideale für Aussehen und Verhalten.

Das Gefühl von Verliebtheit, das wir hierbei empfinden, ist allerdings vom Konzept her nicht weit von dem Gefühl entfernt, das wir beim Essen einer Portion Pommes im Freibad empfinden. Auch wenn es zynisch klingen mag das viel beschriebene Gefühl von Liebe auf primitive unterbewusste Gedanken zu reduzieren so ist es letztlich genau das.

Warum also unterscheiden wir bei Lebensmittel zwischen gesund und ungesund folgen aber bei der Partnerwahl der einfachen Überlegung „was sich gut anfühlt ist auch richtig“. So entstehen Partnerschaften, die nicht objektiv abgewogen sind und letztlich darauf aus sind zu scheitern.

Ich möchte also den Gedanken anführen, dass wir auch bei unserer Partnerwahl einen differenzierteren Blick entwickeln sollten. So wie wir in der Lage sind gesundes Essen zu kochen, was uns schmeckt, so sollten wir auch bei der Suche nach Partnerschaften das angenehme Gefühl der Liebe mit einem wohl überlegten Prozess hinterlegen. Dieser soll sicherstellen, dass wir auch tatsächlich eine funktionierende Partnerschaft eingehen, die lange hält. Zumindest scheint dies das erklärte Ziel vieler zu sein.

Sonst laufen wir Gefahr von Beziehung zu Beziehung zu springen während im besten Fall nichts nachhaltiges dabei entsteht. Im schlimmsten Fall klammern wir uns an einer Person fest, die uns nicht das gibt, was wir brauchen. Wir sollten also ein Auge für die Dinge entwickeln, die uns ansprechen, aber gleichzeitig auch abwägen mit den Werten, Zielen und Bedürfnissen, die wir haben. Durch diese Kombination aus objektivem Filtern und Gefühl können wir letztlich Partnerschaften formen, die auch halten.

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